Bericht aus der Zeitung «Regensdorfer Musikwoche 1987»

Musikwoche

Uraufführung vor 33 Jahren

Am kommenden 2. Oktober sind es genau 33 Jahre her, seit in Aarburg die Uraufführung des von Artur Beul komponierten und von Jürg Amstein geschriebenen Stücks «Nach em Räge schint d’Sunne» erfolgte. Inzwischen sind viele der fröhlichen Melodien zu Evergreens geworden, die auch heute noch am Radio gespielt und immer wieder gerne gehört werden. Es kommt nur selten vor, dass bei älteren Stücken sowohl der Komponist als auch der Autor sich bester Gesundheit erfreuen und nach 33 Jahren nochmals einer Premiere beiwohnen können.

Es gehört zum Konzept der Regensdorfer Musikwoche, das Schwerpunktprogramm einmal klassisch, einmal unterhaltend zu gestalten. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des jeweiligen Stückes ist, dass es in den Rahmen der Altburg passen muss und in seiner Art etwas Besonderes darstellt, das in dieser Form nicht überall aufgeführt wird. So entschieden sich die Verantwortlichen nach Haydns szenischem Oratorium «Jahreszeiten» im vergangenen Jahr diesmal für das Ländlermusical «Nach em Räge schint d‘ Sunne» von Jürg Amstein und Artur Beul. Damit wird ein Stück von zwei der erfolgreichsten Schweizer Autoren eine Reprise erleben. Franz Lindauer, der «Hausregisseurs der Musikwoche, und Jean Hoffmann, der «Musikdirektor», haben das Ländlermusical gemeinsam überarbeitet und für die Regensdorfer Musikwoche neu arrangiert.
Die Bauernkomödie spielt im Gasthof «Zum scharfen Rank» in Regensdorf vor etwa 60 Jahren. Die Wirtschaft ist bekannt für Poulets in allen Variationen. Durch undurchsichtige Machenschaften gelingt es der Köchin Babett, die Hühner ganz billig zu beschaffen. Sie kommt dabei nicht nur mit den Dorfbewohnern sondern auch mit der Haftpflichtversicherung in Konflikt. In Schwierigkeiten kommt sie aber auch mit ihrer unehelichen Tochter Vreni, die sich ausgerechnet jenen Mann aussucht, der Babett nicht passt. Die Voraussetzung für eine turbulente Bauernkomödie ist also gegeben.

Jürg Amstein, Zürich, der Textautor

Lindauer und Amstein 1987Der Textautor des Ländlermusicals ist am 29. September 1916 in Zürich geboren. Hier wuchs er auch auf, besuchte das Lehrerseminar, das Konservatorium und das Journalistische Seminar. Neben seinem Beruf als Lehrer betätigte sich Jürg Amstein erfolgreich als Schriftsteller. So schrieb er unzählige Schulfunksendungen, Hörspiele und andere Texte. Während vieler Jahre war er Präsident der Schulfunkkommission, und 1940 wurde Jürg Amstein mit dem Hörspielpreis von Radio Zürich ausgezeichnet. Schon vor dem Krieg begann eine sehr erspriessliche Zusammenarbeit mit Paul Burkhardt, aus der unter anderen Stücken auch das heute weltberühmte Musical «Der schwarze Hecht» hervorging. Dieses wurde im Laufe der Zeit in 18 Sprachen übersetzt, in 22 Ländern aufgeführt und unzählige Male im Radio und am Fernsehen gespielt. Später – nach Beendigung des Krieges – begann dann die Zusammenarbeit mit Artur Beul. Zusammen schufen sie das Ländlermusical (damals bezeichnete man es noch als «Volksstück mit Musik») «Nach em Räge schint d‘ Sunne», dem ebenfalls ein schöner Erfolg beschieden war. Dann wurde es aber ruhiger um das Stück, weil sich der Publikumsgeschmack durch das Aufkommen von Jazz und Rock-and-Roll allmählich änderte. Jürg Amstein glaubt und hofft jedoch, dass sich das neu arrangierte Ländlermusical – es wurde mit einigen beliebten und zum Stück passenden Melodien von Artur Beul erweitert – auch heute, 33 Jahre nach der Uraufführung, nochmals durchsetzen wird. «Ich freue mich, dass Jean Hoffmann und Franz Lindauer das Stück nach so langer Zeit nochmals entdeckt haben, und ich bin davon überzeugt, dass diese beiden Vollprofis eine gute Inszenierung auf die Bühne bringen», erklärte Jürg Amstein, der heute noch in Zürich lebt.

Mitwirkende:
Sängerinnen und Sänger, Turner und Blasmusiker – alle aus Regensdorf; Watt, Adlikon und Umgebung
Trachtengruppe Furttal
Eine Ländlerkapelle

Dirigent: Jean Hoffmann
Regie: Franz Lindauer

In den Hauptrollen:
Yvonne Kupper, Berty Bryner, Dorothea Gilgen, Werner Gröschel, Viktor Husi, Ruedi Ruch

Artur Beul, Zollikon, der Komponist

Auswahl NotenArtur Beu darf ohne Übertreibung als produktivster und als einer der erfolgreichsten Schweizer Komponisten bezeichnet werden.

Zwischen 1940 und 1960 schrieb er rund 2000 Lieder, wobei er vielfach auch die Texte noch selber verfasste. Er war sozusagen Hauskomponist der Geschwister Schmid, für die er rund 160 Melodien komponierte. Mit Liedern von Artur Beul gelang auch Lys Assia der erste Durchbruch. Artur-Beul-Kompositionen wurden aber auch von Vico Torriani, Hans Albers, Eveline Künnecke, Ilse Werner und selbst von den Andrew Sisters oder Pery Como in Amerika interpretiert.

Artur BeuI wurde am 9. Dezember 1915 in Einsiedeln als Sohn einer Künstlerfamilie geboren. Er verlebte seine Jugend im Klosterdorf und studierte später an den Universitäten in Zürich und Freiburg. Nachdem er das Mittelschullehrerdiplom erworben hatte, unterrichtete Artur Beul in Willerzell. Zu seinen liebsten Unterrichtsfächern gehörte der Gesangsunterricht, und so kam es, dass seine, Schüler als erste die neuen Kompositionen sangen. Die damaligen «Hits» folgten sich Schlag auf Schlag: «Stägeli uf, Stägeli ab», «Am Himmel stoht es Stärnli», «Mir zwei undrern Rägeschirm», «Übre Gotthard flüüged Bräme» und natürlich «Nach em Räge schint d’Sunne». Nach Kästners‘ Vorlage «Drei Männer im Schnee» schrieb Artur Beul die Operette «Rendez-vous im Schnee» und später die Radio-Operette «Der Regenpfeifer». Von ihm stammte auch die Filmmusik zu «Weisses Gold» und ausserdem war er Mitglied beim Cabaret «Tutti Frutti».
Lindauer Beul und Hoffman 1987Nach seinen grossen nationalen und internationalen Erfolgen heiratete er die durch «Lili Marleern in den Kriegsjahren weltberühmt gewordene deutsche Sängerin Lale Andersen, die bis zu ihrem Tod – 23’Jahre später – seine Lebensgefährtin blieb. Artur Beul freut sich ebenfalls auf die Neuinszenierung seines Ländlermusicals in Regensdorf. Wie Jürg Amstein meint er: «Die Arrangements sind veränderbar aber die Musik ist volkstümlich und beliebt. Ich freue mich, dass diese Melodien nochmals neu aufleben.

Die beiden Autoren an der Premiere

Es kommt sehr selten vor, dass sowohl der Komponist als auch der Textautor 33 Jahre nach der Uraufführung ihres Stückes nochmals gemeinsam an der Premiere einer Neuinszenierung teilnehmen können. Sowohl der 72-jährige Artur Beul als auch der ein Jahr jüngere Jürg Amstein haben den Organisatoren zugesichert, dass sie an der Premiere des Ländlermusicals «Nach em Räge schint d’Sunne» teilnehmen werden. Wahrlich, ein seltenes Ereignis!