… oder meine Erlebnisse mit dem Komponisten Paul Burkhard

Ich hatte damals den Schullehrer Jürg Amstein kennengelernt, der zusammen mit Paul Burkhard zusammenarbeitete. Bei einem Kaffeeklatsch meinte Jürg, man könnte doch mit meinen vielen bekannten Melodien ein Musical schreiben, damals nannte man so was noch Operette. Er entwarf eine passende Story mit den dazupassenden Liedern von mir.
Die beiden Freunde Jean Hoffmann und Franz Lindauer waren bereit, die Regie wie auch den musikalischen Teil zu übernehmen. Die Uraufführung war 1987 in Regensdorf auf der Burgruine Altburg und ein grosser Teil der Einwohner spielte dabei mit. Dorothea Gilgen bestreitete damals die Hauptrolle. Zwei Theatersommer lang lief dieses Musical mit vielen bekannten und beliebten Melodien auf dieser Freilichtbühne in Regensdorf. Das Stück wurde in der Folgezeit von diversen Bühnen gespielt. Auch in Basel fanden einige Aufführungen statt, leider zu rasch und zu schlecht inszeniert. In Zürich im Bernhard Theater, hat man es zu meinem 90. Geburtstag erneut aufgeführt. Auch in Einsiedeln ehrte man mich mit einer Aufführung. Der erst kürzlich verstorbene Edi Bär spielte im Orchester mit und in Einsiedeln war Hazy Osterwald Ehrengast.

Paul Burkhard, der stets dachte, er hätte das Privileg für alle Schweizer Bühnen, war gar nicht begeistert von meinem Musical. Und das ausgerechnet Jürg Amstein, einer seiner engsten Textmitarbeiter, den Text für mich schrieb, gefiel ihm ebenso wenig. Die Freundschaft mit Jürg Amstein hat er daraufhin sogleich abgebrochen und auch mich hat er, besonders in Basel, boykotiert.

En weiteres Musical, dass wir in Aarburg mit Erfolg aufführten (Erich Kästners „Drei Männer im Schnee“) hat Paul Burkhard für Basel gestoppt, weil er Kästner versprach, dass er es musikalisch vertonen würde. Er, der eifersüchtige Paul, hat dies aber schlussendlich nie realisiert. Das ganze Versprechen Erich Kästners gegenüber, war nur gegen meine Bühnenarbeit und meine Person gerichtet. Da nun beide, Erich und Paul, längst verstorben sind, erlaube ich mir, dir Paul, zu sagen: Ich liebte deine Musik immer sehr und tue dies auch heute noch. In früheren Jahren waren wir gute Freunde, doch dann hat deine Eifersucht unserer Freundschaft leider ein jähes Ende bereitet.

Paul war auch auf meine Liedererfolge eifersüchtig, wie er es mir einst persönlich mitteilte. In den USA sind jedoch zwei Lieder von uns beiden zu Hits geworden: „Oh, mein Papa“ von Paul und „Nach em Räge schint Sunne“ von mir.

Ich war einige Male in Zell auf Paul Burkhards Grab und habe dort mit ihm auch Frieden geschlossen. Hoffentlich hat er es akzeptiert. An seiner letzten Ruhestätte habe ich, wie auch meine Begleiter, feststellen müssen, dass die Grabpflege sehr zu wünschen übrig lässt. Laub und Erde machten die Grabinschrift kaum lesbar. Das passt nicht zu Pauls Exaktheit und Ordnungsliebe, die ihm zu Lebzeiten sehr zu Herzen lagen. Meine Frau und ich haben das Grab immer wieder sauber zurechtgemacht und auch mit frischen Blumen geschmückt.
So oder so, Paul lebt weiter und sicher ohne menschliche Eifersucht. Die hat er dort, wo er jetzt ist, nicht mehr nötig…

Mein Musical wird demnächst wieder aufgeführt und macht dabei dem grossen Paul Burkhard sicher keine Konkurrenz.

Übrigens: Der berühmte deutsche Theatermacher Erik Charell, wollte seinerzeit auch „Nach Regen scheint Sonne“ auf die Bühnen bringen, wie er das bei Burkhards „Schwarzem Hecht“ gemacht hat („Feuerwerk“). Leider verstarb Erik Charell mitten in den Besprechungen. Ob wohl Paul Burkhard noch von oben her auch dieses Vorhaben zunichte gemacht hat?

Falls jemand das Musical «Nach em Räge schint d‘ Sunne» aufführen möchte, findet man hier die Noten: Musikverlag und Bühnenvertrieb Zürich AG, Tel. 044 252 77 88.

© 04/2008 Artur Beul, Zollikon.