Dieser folgende Bericht stammt aus der Ausgabe 12 der damaligen Schweizer Musiker Revue dem Jahre 1991.

Als Familienorchester und Jodelgruppe haben sie begonnen, mit Dialekt-Schlagern sind sie in den vierziger Jahren berühmt geworden: die Geschwister Schmid. Sie gelten als erste Schweizer Gesangs-Interpreten, die auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik internationale Bedeutung erlangten. Die einheimische Folklore, besonders das Jodeln, spielte im Laufe ihrer erfolgreichen Karriere eine wichtige Rolle.

Geschwister SchmidDie Geschwister Schmid stammen aus Hägglingen im Kanton Aargau. Als Vater Schmid dort 1924 das Restaurant «Central» übernahm, hatte die Familie bereits drei Kinder: Gottfried (geboren am 27.1. 1916), Klara «Klärli» (* 13.8.1917) und Julius «Juli» (*9. 11. 1919). Die Eltern Schmid waren musikbegeistert und ermunterten ihre Sprösslinge schon früh zum Klavier- und Geigenunterricht. Geübt wurde nicht selten in der Gaststube des «Central». Die Leute hatten Freude an den musizierenden Kindern; entsprechend wuchs die Kundschaft. So entstand Mitte der zwanziger Jahre das erste Hausorchester Schmid, das an Samstagen und Sonntagen regelmässig für ein paar Stunden im Restaurant zur Unterhaltung aufspielte. In jenen Jahren gab es nochmals Nachwuchs bei Schmids: Am 19.5. 1926 wurde Werner, am 29. 8.1928 Willy geboren. Zu dieser Zeit begannen Klärli und Juli zu singen und zujodeln. Frisch von der Leber weg trällerten sie Lieder von Schallplatten nach, wie etwa «Det änet em Bärgli im Trueb», wobei Klärli flugs die Zweitstimme sang. Von da an waren im «Central» neben den Orchester-Klängen auch Jodel-Lieder zu hören.
Wenig später wurden Klärli und Juli erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: ein Gast vermittelte sie ans Radiostudio Zürich, wo sie in der Kinderstunde zwei Lieder vortragen durften. Nach der Sendung bekamen sie Post aus der ganzen Schweiz. Es folgten die ersten Engagements bei Tagungen und Veranstaltungen. Am Schweizerischen Trachtenfest anno 1934 in Montreux wurde der Auftritt des Jodelduos Klärli und Juli Schmid von einer Equipe der Paramount-Wochenschau gefilmt. Auf diese Reportage folgten zahlreiche Einladungen aus dem Ausland. Vater Schmid war jedoch der Meinung, seine Kinder seien noch zu jung für derartige Abenteuer, und so blieben Paris oder New York vorerst ein Traum.

Die Geburtsstunde des Trios

Mitte der dreissiger Jahre wurden auch Werner und Willy – musikalisch ebenso talentiert wie ihre älteren Geschwister – ins Hausorchester aufgenommen. Die Schmids traten nun überall in der Schweiz bei Bällen und Abendveranstaltungen auf, sei es als Kapelle oder als Gesangs- und Jodelgruppe. Jetzt war die Zeit reif für das erste Gastspiel im Ausland. 1936 wurden Klärli, Juli, Werner und Willy  Schmid an die Weltausstellung nach Paris eingeladen. Ausgerechnet auf dem Weg dorthin befiel Juli der Stimmbruch. Noch während der Bahnfahrt musste umdisponiert und neu arrangiert werden. Willy und Werner fanden rasch den richtigen Ton; der Auftritt des Trios wurde ein Bombenerfolg. Es war die eigentliche Geburtsstunde der Geschwister Schmid.

Schallplatten-Aufnahmen

Das Farnilienorchester existierte noch ein paar Jahre weiter. Es waren aber Klärli – inzwischen 20jährig- und ihre beiden halb so alten Brüder Werner und Willy, die nun als Gesangstrio für Aufsehen sorgten. Für Klärli war es nicht immer einfach, mit den beiden Jüngsten zu kutschieren, denn die Lausebengel erlaubten sich – gerade bei auswärtigen Engagements manchen Scherz. Im Juni 1939 veröffentlichte die Schweizer Marke «Elite Records» die ersten zwei offiziellen Schallplatten der Geschwister Schmid mit den Liedern «Hüt isch z’Züri Chilbitanz», «d’Seebuebe», «’s Mälchliedli» und «Kupferschmieds Anneli». Drei Monate später brach der zweite Weltkrieg aus. Rund um den Aktivdienst entstanden verschiedene Schweizer Spielfilme. Den Anfang machte 1940 «’s Margritli und d’Soldate». Die Musik dazu schrieb der im Ausland berühmt gewordene Schweizer Bandleader Teddy Stauffer, der für sein Filmlied «Margritli» noch eine Gesangsgruppe suchte.
Neben anderen wurden auch die Geschwister Schmid zum Vorsingen eingeladen. Ihr älterer Bruder Juli, der inzwischen am Konservatorium ein Musikstudium begonnen hatte und damals gerade in der Rekrutenschule steckte, kreierte für den Anfang der Staufferkomposition einen passenden Jodel. Dies gab den Ausschlag für das Trio aus Hägglingen. Das «Margritli-Lied» wurde ein grosser Verkaufsschlager. Mit den Original Teddies – und einem Privatlehrer für die noch schulpflichtigen Buben – gingen die Geschwister Schmid auf Schweizer Tournee. Weitere Plattenaufnahmen entstanden, darunter der Evergreen «Ich han en Schatz am schöne Zürisee». Im Zürcher Variete-Theater «Corso» traten die Schmids im gleichen Programm auf wie Maurice Chevalier, und im «Palace» in Gstaad wurden sie von General Guisan persönlich begrüsst.

Artur Beul/Geschwister SchmidIhre eigentliche Glanzzeit

Teddy Stauffers Wegzug nach Amerika anno 1941 beeinträchtigte den Erfolg der Geschwister Schmid in keiner Weise, im Gegenteil: nun begann ihre eigentliche Glanzzeit. Zu verdanken hatten sie dies vor allem Artur Beul, einem zuvor völlig unbekannten Sekundarlehrer und Hobbykomponisten aus Einsiedeln. Dieser besuchte eine Vorstellung des Trios im «Corso», bat Tage später um ein Autogramm und schickte mit gleicher Post eine eigene Komposition mit Text «zur gefl. Beurteilung». Das Lied «Am Himmel stoht es Sternli z’Nacht» gefiel den Schmids auf Anhieb; sie verewigten es kurzerhand auf Schallpatte. Das Echo war überwältigend. Im gleichen Jahr 1942 erschien vom Trio der Schlager «Guet Nacht mitenand», geschrieben von Walter Baumgartner und Schaggi Streuli. Ausschlaggebend für die Popularität der Geschwister Schmid waren jedoch die Kompositionen von Artur Beul. Das Team arbeitete rund zehn Jahre lang zusammen und schuf in dieser Zeit viele unvergessliche Erfolgsmelodien. «Stägeli uf, Stägeli ab» (1943), «Tuusig chliini Liechtli», «Mir zwei underm Rägeschirm» oder «Uebere Gotthard flüget Bräme» (1945) beherrschten die frohen Stunden von Radio Beromünster, die Unterhaltungsabende von Vereinen und die Konzerte von Handorgel-Klubs. Die Geschwister Schmid schreckten nicht davor zurück, auch moderne Beul-Nummern ins Repertoire aufzunehmen, wie etwa «Cowboy sing» der «Swing In Switzerland». Klar, dass derart Neumodisches nicht von allen Leuten goutiert wurde. Insbesondere die Verantwortlichen des Landessenders Beromünster hatten ihre liebe Mühe mit solchen Klängen, was aber den Plattenumsatz eher steigerte…

Geschwister SchmidViele neue Anhänger im Ausland

Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpften die Geschwister Schmid rasch Kontakte ins Ausland. Sie fuhren zuerst nach Wien, wo sie überrascht feststellen durften, dass man dort verschiedene ihrer Dia-
lekt-Lieder kannte. Daraufhin folgten Konzerte in Deutschland, Frankreich, Holland und England. Willy und Werner hatten inzwischen die Schulzeit beendet; die vertrauten Kinderharmonien wichen erwachsenen Männerstimmen. Das Trio orientierte sich lose am Gesangsstil der damals populären Andrews Sisters. Ende der vierziger Jahre verlor der Schweizer Dialekt-Schlager an Bedeutung, weil nun wieder deutsche und österreichische Interpreten den einheimischen Musikmarkt zu dominieren begannen. Um die Nachfrage im Ausland zu befriedigen, nahmen die Geschwister Schmid vermehrt hochdeutsch gesungene Lieder auf, wie «Unter der Sonne von Santa Monica» oder «Süsses Märchen aus Jamaica» (1949). Auf diese Weise fand das jodelnde, singende und musizierende Trio im benachbarten Ausland viele neue Anhänger.

Auftritte in Film und Fernsehen

Die beiden älteren Brüder der Schmids, Gottfried und Juli (er nannte sich nun Joe), stiegen 1950 ins Gastgewerbe ein: der gelernte Kaufmann Gottfried übernahm das Hotel «Hallwil» in Beinwil am See, der Profimusiker und Bandleader Joe Schmid das damalige Bierrestaurant «Kindli» in der Zürcher Altstadt. In beiden Lokalen waren die Geschwister Schmid fortan häufig zu Gast. Besonders das «Kindli» entwickelte sich rasch zu einer eigentlichen Basis für das Trio. Klärli Schmid, das in den vierziger Jahren eine Zeitlang mit Artur Beul verlobt gewesen war, heiratete 1951 einen Architekten. Dieses Ereignis stellte aber den Fortbestand der Gruppe nicht in Frage. Neben ihren Auftritten im In- und Ausland spielten die Geschwister Schmid in einigen Filmen mit und traten in ersten Fernsehshows auf, die damals in Europa noch experimentellen Charakter hatten. Ihre Schallplatten erschienen nun bei Decca, wie etwa «Winke-Winke» (1951) oder «Es steht eine Mühle im Schwarzwäldertal» (1953). Sie wurden auch verschiedentlich nach Amerika eingeladen, doch scheiterten entsprechende Visa-Anträge am Veto der dortigen Musiker-Gewerkschaft. Im Land der unbegrenzten Möglicheiten waren Hunderte von Interpreten arbeitslos.

Geschwister SchmidAb nach Amerika

Dass der Wunschtraum USA für die Geschwister Schmid dennoch Wirklichkeit wurde, dafür sorgte ein Amerika-Schweizer namens Hannes Schmid. Er war mit den Schmids aus Hägglingen in keiner Weise verwandt, kannte das Trio aber bereits seit der «Landi» anno 1939 persönlich. Der gebürtige Bündner Hannes Schmid war 1945 nach Amerika ausgewandert und arbeitete dort im Winter als Skilehrer, im Sommer als Fernseh-Mitarbeiter. Während eines Urlaubs in der Schweiz besuchte er die Geschwister Schmid im «Kindli: und erfuhr von ihren vergeblichen Bemühungen um ein US- Visum. Er gab ihnen den Tip, eine Einreiseerlaubnis als Skilehrer zu beantragen, was prompt klappte. Gemeinsam fuhren sie im Sommer 1954 per Schiff nach New York. Auf der Überfahrt lernten sie den amerikanischen Fernsehkomiker Phil Silvers kennen. Dank seiner Beziehungen erhielt das Trio im New Yorker Nachtclub «Blue Angeh» eine erste Chance. Das Amerika Debut entwickelte sich rasch zu einem Publikumsrenner. Als «Trio Shmeed», «Happy Yodelers» und «Swiss Charmers» zogen Klärli (nun hiess sie Claire), Werner und Willy daraufhin kreuz und quer durch Amerika. Im Radio und Fernsehen warb das Trio fast täglich für die Schweiz (und natürlich auch für das Restaurant «Kindli» von Bruder Joe). In jenen Jahren kamen die Schmids immer wieder für ein paar Wochen in ihre Heimat zurück. So waren sie zufälligerweise auch in der Schweiz, als ihr ältester Bruder Gottfried im August 1956 an Leukämie starb.

Wieder zurück in Amerika, jagte ein Engagement das andere. In Hollywood, Las Vegas, Detroit und Reno, in kanadischen Grossstädten wurde das Trio gefeiert. Minneapolis ernannte die drei Schmids sogar zu Ehrenbürgern. Der Höhepunkt ihrer Amerikazeit bildete eine Schweizer Folklore-Show, die von Werner Schmid organisiert wurde und im Frühling 1959 in New Yorks «Radio City Music Hall» über die Bühne ging. Mit dabei waren die Jodlerkönigin Therese Wirth-von Kaenel, Peter Hinnen, der Klarinettist Karli Oswald, der Schwyzerörgeler Josias Jenny, die Keniser Singbuben, verschiedene Alphornbläser und Fahnenschwinger sowie – als Hauptattraktion – die Geschwister Schmid. Die Show war sieben Wochen lang ausverkauft. Während eines Monats liefen vier bis fünfmal pro Tag kleine Ausschnitte aus dem Spektakel über amerikanische Bildschirme. Für rund 100 Millionen TV-Konsumenten wurde die Schweiz – bis dahin meist mit Schweden verwechselt – zu einem Begriff. Trotz all diesen  aufregenden Erlebnissen plagte Claire, später auch Willy, das Heimweh.
Mitte 1961 kehrten die Geschwister Schmid definitiv in die Schweiz zurück. Nach ein paar Auftritten in verschiedenen europäischen Fernsehshows verabschiedeten sie sich von ihrem Publikum. Claire Schmid zog sich darauf ins Privatleben zurück. Sie starb Ende Dezember 1978 in Hägglingen an einem Herzversagen.
Wesentlich spektakulärer verlief die weitere Laufbahn ihres Bruders Werner. Zunächst machte er sich einen Namen als Produzent der ZDF-Unterhaltungssendung «Der Goldene Schuss». Schuss-Erfinder Hannes Schmid, der dem Trio einige Jahre vorher zur Einreise in die USA verholfen hatte, war während seiner Fernsehtätigkeit in Kalifornien auf die Spielidee mit der Tele-Armbrust gekommen und spannte noch in Amerika mit seinem Namensvetter Werner zusammen. Zurück in Europa realisierten die beiden im Dezember 1964 die erste Ausgabe von «Der Goldene Schuss». Es wurde eine der populärsten Fernsehshows der sechziger Jahre. Später zerstritten sich die zwei Schmids; eine Kontroverse um Urheberrechte und Lizenzgebühren wurde vor Gericht ausgefochten. Des weiteren scheute sich Werner Schmid nicht vor finanziell riskanten Projekten: er inszenierte im deutschsprachigen Raum die beiden Bühnenmusicals «Anatevka» und «Hair» und hatte damit, zur Verblüffung der Fachleute, beachtlichen Erfolg. Dann stiess Werner Schmid auf den israelischen Hellseher und Löffelbieger Uri Geller. Schmid vermittelte den Telepathen an Fernsehstationenin ganz Europa und löste damit 1974 einen beträchtlichen Medienwirbel um Uri Geller aus. Weniger Glück hatte Werner Schmid mit seinem Engagement für die umstrittene Ernährungsmethode der deutschen Wunderheilerin Hilde Heilmaier. Im Zusammenhang mit dieser Fastenkur starb im Kanton Zürich eine Frau, worüber die Presse im Herbst 1981 berichtete. Heute arbeitet Werner Schmid, gemäss seinen Angaben, international an einem neuen Projekt.*
Der Jüngste der Geschwister Schmid, Willy, versuchte es nach der Auflösung des Trios zuerst als Schlagersänger. Er spielte ein paar Soloplatten ein und wirkte in einigen Fernsehsendungen mit. Der kommerzielle Durchbruch blieb jedoch aus. Deshalb konzentrierte sich der zum Musiker ausgebildete Willy Schmid mehr und mehr auf die Leitung der «Kindli»-Band im Lokal seines Bruders Joe. Dieses Orchester erwarb sich im Laufe der Jahre einen ausgezeichneten Ruf als versiertes Show- Ensemble. Noch heute wird die Band praktisch jedes Jahr für Ausland-Gastspiele verpflichtet, sei dies nach Amerika, Asien oder Afrika. Seit dem Tod von Joe Schmid im März 1983 kümmert sich Willy Schmid zudem um den Restaurant- und Hotelbetrieb im weltberühmten «Kindli».

(Peter Stähli; Wichtrach)

*Anmerkung, Stand Juli 2009: Werner Schmid ist am 1. Mai 2008 verstorben. Willy Schmid lebt zurückgezogen in seiner Wohnung in Küsnacht (ZH). Er wurde im vergangenen Jahr 80 Jahre alt.