Forsythien blühen schon im Garten,
daneben steht ein fremder Strauch;
der blüht noch nicht, er muss noch warten,
im Sommer aber, blüht er auch.
Sie sind zwar Nachbarn, doch verschieden:
Der Eine blüht, der Andre ruht.
So ist das auf der Welt hienieden,
ich finde, die Natur macht’s gut.
Doch Neid ist eine Leidenschaft,
die’s auch bei Pflanzen leider gibt
und auch bei Pflanzen Leiden schafft,
wenn man sich hasst, anstatt sich liebt.
Forsythien hetzt: „Schau mich mal an,
ich bin ganz gelb und voller Blüten!“
Der Nachbarstrauch nur staunen kann,
doch er will dummen Streit verhüten.
Er sagt: „Ich komme aus dem Süden
und blühe erst zur Sommerszeit.
Die kalte Zeit würd mich ermüden.
Im Sommer trag ich’s Hochzeitskleid.
Dann wirst du neidisch zu mir schauen,
denn Du bist dann schon längst verblüht.
Ich trag dann Schmuck, Perlen, die blauen,
und bin dann auch wie du verliebt.“
Der Eine blüht und strahlt im Garten.
Der fremde Strauch, er denkt bei sich:
„Ich hab viel Zeit und kann noch warten,
dies ist kein Grund zum Streit für mich.“
© 03/2008 Artur Beul, Zollikon.