Es liegt dem Menschen wohl im Blut.
Er wartet meist sein Leben lang
auf etwas, und dies macht ihm Mut;
beim Fischer ist’s ein reicher Fang.

Mit achtzehn wartet jeder Junge,
bis er dann endlich zwanzig ist.
Er übt schon Küssen mit der Zunge.
Ich kenn’ niemand’, der dies vergisst.

Man wartet doch so oft im Leben
auf etwas, was man gerne hätt.
Meist wartet man „vergeben“
auf schöne Träume nachts im Bett.

Die Bäume, auch sie warten,
bis morgens Sonne auf sie scheint.
Auch warten alle Vogelarten
und sitzen auf dem Ast vereint.

Es warten auch sehr viele Kranke,
bis sie der Tod vom Schmerz befreit.
Im Warten steckt stets der Gedanke,
… es wird geschehen, es braucht nur Zeit.

Am Bahnhof wartet sie mit Rosen
auf ihn, dem sie ihr Herz geschenkt.
Sie freut sich schon aufs zarte Kosen.
Ob er noch an ihr Warten denkt?

Nach langem Winter warten alle,
bis endlich warm und Frühling wird.
Ich selber wart in jedem Falle
auf das, was mir im Kopf rumschwirrt.

Wir alle warten Tag für Tag,
was wohl der nächste Neue bringt.
Das Warten wird jedem zur Plag,
dem langes Warten nicht gelingt.

© 04/2008 Artur Beul, Zollikon.