Eine Geschichte aus meiner Jugend

Er war ein junger, schwarzer Rabe,
den ich als Freund bekommen habe.

Mama war jedoch nicht begeistert:
Er hat den Zimmerboden stets bekleistert.

Er wurde frech und immer schneller.
Er stahl sich Würste selbst vom Teller

und freute sich mit Mordsgeschrei
laut über seine Klauerei.

Der Mutter war dies dann zuviel.
Mir Schlingel aber dies gefiel!

Der Rabe blieb, wollt nicht mehr fort;
für Mama war’s der falsche Ort.

Sie wollte diesen wilden Raben,
den Frechling einfach nicht mehr haben.

Sie gab ihn eines Tages fort
an einen Mann im nächsten Ort.

Der sperrte ihn im Kuhstall ein,
den ganzen Tag war er allein!

Doch eines Tages zog er aus
und landete vor unserm Haus.

Als er mich sah, kam er geflogen
direkt auf meinen Ellenbogen.

Er schrie: „Wo sollte ich denn hin,
da ich Dein Freund, Dein Rabe bin!?“

Auch Mutter sagte diesmal ja,
als sie uns Beide spielen sah.

Man sollte Liebe nie vertreiben,
zwei Freunde wollen Freunde bleiben.

Wir blieben Jahre noch zusammen.
Ich hatt‘ für ihn viel Zeit genommen.

Wir trieben draussen frohe Spiele –
der Rabe blieb in der Familie.

© 05/2008 Artur Beul, Zollikon.