Die Spinne sitzt in ihrem Netz
und wartet auf ihr Morgenessen.
Das Netz klebt gut – nur keine Hetz,
der liebe Gott bringt gleich das Essen.
Da kommt im Flug ein Schmetterling,
der setzt sich müde in die Mitte.
Die Spinne denkt, welch fettes Ding,
der Herr erhört doch meine Bitte!
Doch Falter zappelt, kommt nicht los.
Die Spinne rennt zur Schönen hin.
Die ist so bunt, so fett und gross,
auf jeden Fall ein wuchtig Ding.
Der Falter schreit: „Nun lass mich los,
ich bin noch viel zu jung zum Sterben!“
„Ich mach dich klein, warte nur bloss,
ich drehe dich, es wird schon werden!“
Im Nu ist aus dem Sommerwunder
ein kleines, rundes Ding geworden.
So schnell ging diese Schönheit unter!
Der Spinne reicht‘s bestimmt bis morgen.
So ist Natur, so geht’s uns allen,
ob schön, ob gross, ob winzig klein.
Die schönsten Rosenblätter fallen,
dies muss wohl so auf Erden sein.
Nicht alles ist ein Wunderplatz,
er könnt sogar Dein Ende sein.
Dies gilt dem Hund, wie auch der Katz,
man setzt sich nicht überall rein!
Ich kann nur jeder Schönheit raten:
Setz Dich nicht gleich auf jedes Ding,
sonst wirst Du wie der Falter braten!
Setz nicht auf jedes Ding Dich hin!
© 06/2008 Artur Beul, Zollikon.