Wenn Glocken ferne leise läuten
vom nächsten, kleinen Dörflein her,
weiss ich genau, was sie bedeuten:
Es ruft der allerhöchste Herr.
Ich denke dann an jene Jahre,
wo ich zur Heilgen Messe ging.
Im Sonntagskleid, gekämmte Haare;
und dort die Hostie empfing.
An meiner Seite ging Mama,
ich durfte sie sonntags begleiten.
Mama war damals immer da
in meinen frohen Jugendzeiten.
Zu Hause sass die Grossmama
im Lehnstuhl tags am Fenster.
Sie wollte sehn, was dort geschah,
bis Mittag spät, dann wurd’ es finster.
Als Oma starb und auch Opa,
war ich mit Mama ganz allein.
Ich ging zur Klosterschule da.
Mama wurd’s schwer, allein zu sein.
Als ich dann an die Uni ging,
war Mama leider ohne mich.
Doch sonntags fuhr ich zu ihr hin.
Auf diesen Tag freute sie sich.
Doch eines Tages ging auch sie,
nach ihrem langen, schweren Leiden.
Den Abschiedstag vergess’ ich nie,
jetzt muss ich ihn nochmals erleiden!
Mit neunzig ist das Büchlein leer,
worin die Freunde war’n geschrieben.
Die TV-Nummern gibt’s nicht mehr,
wo sind die Freunde, all die Lieben?
Nur Gott ist da, Er bleibt bei mir,
und auch sehr gute, treue Pfleger.
So wart ich oft alleine hier,
als alt gewordner Lebensjäger.
© 05/2008 Artur Beul, Zollikon.