Hans Philipp August Albers (* 22. September 1891 in Hamburg; † 24. Juli 1960 in Kempfenhausen bei Starnberg) war ein deutscher Schauspieler und Sänger.

Wie ich den Schauspieler Hans Albers kennenlernte

Hans Albers

Hans Albers war schon ein älterer Herr mit grauen Haaren, als ich ihn kennenlernte und ein langjähriger Freund meiner damaligen Frau Lale Andersen. Als er einmal für eine Filmpremiere in Zürich war, trafen Lale und ich ihn nach dem Film in der Garderobe und gratulierten ihm. Lale lud ihn dabei ein, uns in Zollikon zu besuchen.

Eines Tages hielt ein Taxi vor unserm Haus. Lale hatte Hans erwartet und ging ihm entgegen. Die Beiden umarmten sich, wie es unter guten Freunden so üblich ist. Hans Albers war sogleich begeistert von unserm kleinen, romantischen Haus. Ein alter Apfelbaum stand gerade in Blüte und umrahmte den Hauseingang. Hans meinte, der Eingang sei wie das Portal zu einem Dom. Er blieb einen Moment stehen und betrachtete entzückt die mit einer Hand winkende Steinpute, die von einem Klosterportal in Einsiedeln stammt. Der damalige Abt Benno Gut schenkte sie mir seinerzeit, als eine grosse Totalrennovation der Klosterfassade gemacht wurde. Auch die 250 Jahre alte Steinpute mit der Bischofsimpfel überm Gartenteich erhielt ich von ihm. Benno Gut war vor seiner Abtwahl mein Lehrer am Gymnasium und er freute sich über den Erfolg meiner Lieder.
Hans Albers meinte: „Dieses Haus darfst du nie verkaufen. Versprich es mir! Es ist ein Kleinod“. Dies versprach ich ihm dann auch und habe mein Haus bis zum heutigen Tage behalten.
Wegen der Umsturzgefahr des dekorativen Apfelbaumes, musste dieser leider, auf Raten meines Gärtners, gefällt werden, denn ein Sturm hätte die ganze Fassade durch den Baum zerstören können. Der geliebte Apfelbaum musste so einfach gefällt werden.

Hans Albers bat mich für ihn einige Lieder zu schreiben. Acht davon hat er in Genf mit den Geschwistern Burgstaller aufgenommen und diese wurden zugleich auch seine letzten Aufnahmen. Hier am Klavier in Zollikon arbeiteten wir oft sehr lebhaft. Er war ja kein Sänger, dafür ein toller Lieder-Interpret. Gewisse Worte wollte er ersetzt haben, auch gewisse Töne lagen ihm nicht. So arbeiteten wir an den Liedern, bis alles so war, wie er es wollte. Am libesten von meinen Liedern mochte er «Sag, wie heisst du süsse Kleine» und die «Kleine Nordseeschwalbe».

Hans war wohl in vielen Filmen ein Seemann, aber in Wirklichkeit ertrug er das Schaukeln der Schiffe nicht. Daher wurden in Filmstudios extra für ihn Kajüten aufgebaut. In den Filmen sah man dies natürlich nicht.
Übrigens: Die Eltern von Hans Albers hatten in Hamburg eine grosse Metzgerei. Hans aber hatte allerdings kein Interesse an diesem Beruf.

Ich war auch oft bei ihm am Starnbergersee bei München eingeladen, wo seine wunderschöne Villa stand, umgeben von unzähligen Rosen. Unten am See hatte Hans Albers ein Bootshaus mit einem kleinen Schiff drin. Dort machte er oft sein Mittagsschläfchen. Das Boot war speziell für Gäste da, nichts für den wasserscheuen Hans, dem waschechten Filmseemann. Auch bei ihm zuhause wurden meine Lieder kritisch analisiert und bearbeitet. Ich war einige Male zum Mittagessen eingeladen. Heute ist der Speisesaal mit Seesicht ein Büroraum der Fischerei.

Einmal war ich bei Dreharbeiten mit Hans Albers anwesend, als eine dazumal noch völlig unbekannte Liselotte Pulver einen ihrer allerersten Filme in Deutschland drehte. Und diesen hier zusammen mit Hans. Der Streifen hiess «Der Föhn». Der winterliche Film wurde mitten im Hochsommer gedreht und der gesamte Schnee wurde mit tonneweise Watte in den Filmkulissen simuliert. Weil mir die unsägliche Hitze der Scheinwerfer ziemlich zusetzte, schaute ich dem Geschehen jedoch nur für eine kurze Zeit zu. Mir taten auch alle die Schauspieler in den Pelzmänteln leid. Ich war hauptsächlich anwesen, weil Hans meinte, ich könnte ja die Musik zum Film beisteuern. Doch die Firma, die den Film produzierte, hatte den Auftrag bereits anderwärtig vergeben. So reiste ich enttäuscht wieder nach Hause…

In Zürich wohnte Hans Albers immer im Hotel Urban. Wenn er aber bei Lale und mir in Zollikon weilte, neben ihm immer die obligate Cognacflasche, war er nicht mehr der grosse Filmheld, sondern ein einfacher, liebenswürdiger Mann, ohne Starallüren. Wir hatten ja ständig viel einander zu erzählen, hauptsächlich berufliche Dinge. Wenn es aber Abend wurde, musste ich das Taxi bestellen und der fast immer selbe Chauffeur kannte ja untersessen die Alkoholliebe von Herrn Albers. Er brachte ihn dann immer heil zurück in sein Hotelzimmer.

Bei mir hängt noch immer ein Foto aus jener Zeit. Hans Albers mit dem Filmkomponisten Michael Jary und mir, aufgenommen im Garten, auf der Steintreppe. Heute ist die schöne Hans Albers-Villa ein Haus für Fischzucht, umgeben von unschönen Zwecktrögen für junge Fische. Dies lässt einen vergessen, dass hier einmal ein berühmter Schauspieler lebte. Der Name Hans Albers ist auch auf meinem Kamin. Leider hat ein unüberlegter Maler alle Namen, so auch derjenige von Hans, übermalt. Aber der von mir so benannte Hans Albers-Stuhl, auf dem er stundlang sass, der steht noch immer da in meinem Zimmer. Wenn ich alleine im Hause bin, schaut er mich oft nachdenklich an. Es ist ein gemütlicher, goldgelbfarbener Lehnstuhl, den ich mein Leben lang in Ehren halte.

Zu Hause legte Hans auch seinen «Otto» ab, wie er sein blondes Haarteil nannte. Hans hatte zu seinem Leidwesen schon früh seine blonden, bekannten Haarlocken verloren.
Einmal besuchten wir den Hans in München im Hotel Vier Jahreszeiten, wo er immer beliebte abzusteigen. Er hatte mich angerufen, ich solle doch zu einer Besprechung nach München kommen. Jürg Amstein, der Textdichter begleitete mich. Als ich an seine Türe klopfte und unsere Namen nannte, wurden wir schliesslich eingelassen. Hans Albers lag auf dem Bett, die Kleider ausgezogen, aber Strümpfe und Schuhe hatte er noch an sich. Seinen Otto (Toupet) lag auf dem Nachtisch neben einer leeren Cognacflasche. Gleich griff er zum Telefon und bestellte für uns zwei Cognacflaschen, obwohl wir beide den Alkohol gar nicht gerne mochten. Dann begann er mit eindrücklicher Stimmer: „Der Staatsschauspieler Hans Albers seht ihr vor euch liegen“. Sehe ich nicht aus wie Goethe? Tatsächlich, er glich ihm sehr. Er wollte einen Film drehen, in dem er einen Schauspieler und auch den Dichter Goethe darstellen wollte. Leider ist daraus nicht geworden, obschon wir über zwei Stunden darüber diskutiert haben. Hans hätte sich sehr gut für diese Rolle geeignet, aber …ich glaube der Cognac stand ihm in seinen letzten Lebensjahren im Weg. Ich hatte sowieso das Gefühl, dass er sehr einsam war. Er lebte nur für seinen Beruf, war nie verheiratet und hatte an seiner Seite bloss seine langjährige Sekretärin. Sie war wirklich der einzige private Mensch in seinem grossen, schönen Haus. Ausgenommen seinem Chauffeur (Er fuhr seinen grossen, alten Wagen ja nie selber). Ihn mochte er sehr gerne als Gesprächspartner.

© 31/03/2008 Artur Beul, Zollikon.