Im Wartezimmer sitzen Leute,
die dringend auf den Doktor warten.
Es sind, wie meistens, viele heute,
die hier von ihm Wunder erwarten.

Man klagt zusammen über’s Kranksein.
Ein jeder tut’s auf seine Weise.
Das lindert eignen Schmerz und Pein,
durch Sprechen hier im Kundenkreise.

Dem einen seine Beine schmerzen –
Er geht am Stock und stöhnt ganz leis’.
Der andere klagt vom schwachen Herzen.
Warum so’s ist, er noch nicht weiss.

S’ ist dicke Luft im Wartezimmer.
Nur manchmal geht die Türe auf.
„Der nächste bitte!“ Ich wart immer,
bis man mich ruft, ich nehm’s in Kauf.

Und plötzlich hör ich meinen Namen.
Ich bin jetzt dran und geh hinaus.
Ins Ärztezimmer Schwestern kamen
und bitten mich: „Zieh’n Sie sich aus!“

Man zieht die Hosen schroff herunter.
Das Hemd nur deckt mein bestes Stück.
Hab Unterhosen noch darunter
und die sind weiss, sauber zum Glück.

Ich war zwar nie ein scheuer Mann.
Hatte einst eine Prachtsfigur.
Blickt’ mich beim Baden jemand an,
sah er den „David“ in Natur.

Der Arzt in Weiss schaut alle Teile,
an meinem Körper gründlich an.
Er fragt, warum ich hier verweile:
„Sie sind gesund, sie junger Mann?“.

Im Wartezimmer drüben warten,
gelangweilt sitzend auf der Bank,
zwei alte Männer, die spiel’n Karten.
Jetzt sind sie dran. Ja, Gott sei Dank.

Ich war nun da, s’ war meine Pflicht –
Man sollt sich öfters Kontrollieren,
denn Kranksein, das liebt man doch nicht.
Man sollte darum viel spazieren.

Mein bester Arzt, der ist da droben.
Er hat noch keinen Platz für mich
und lässt mich hier noch etwas Toben –
…nicht mehr sehr lange, denke ich.

Einst hängt beim Arzt im Wartezimmer
ein Brief gedruckt, mit meinem Namen.
Das macht er so bei Kunden immer,
die oft in seine Praxis kamen.

© 12/2007 Artur Beul, Zollikon.