Einst hatt’ ich einen Papagei,
er war so grün, wie Gras im Garten.
Wenn er was wollte, gab’s Geschrei,
aus seinem Schnabel, sonst so zarten …

Er sass nicht gern im goldnen Käfig,
das man beim Kauf mir übergab.
Viel schrie er oder er war schläfrig
und riss am Schwanz sich Federn ab.

Das hat die Frau nicht mehr ertragen.
Sie schrieb ihn aus im Wochenblatt.
Warum er schrie, konnt ich ihr sagen:
Den goldnen Käfig hatt’ er satt!

Ihm fehlte Freiheit und Gesellschaft,
was jedes Wesen braucht zum Leben.
Nicht täglich diese Kerkerhaft,
die diese Frau ihm hat gegeben …

Ich kaufte diesen Papagei
und liess den Käfig meistens offen.
Im Zimmer flog er endlich frei.
So tat er’s sich immer erhoffen.

Denn er war froh, und er war jung,
wollt nicht nur auf der Stange sitzen.
Er suchte sich Beschäftigung,
dies brachte mich dann oft zum Schwitzen.

Am Morgen früh, wenn ich noch schlief,
war er schon wach, bereit zum Ausgang.
Aus voller Kehle er mich rief:
Ich will heraus, ich habe Flugdrang!

Nach seinen vielen Zimmerflügen,
kam er an meinen Arbeitsplatz.
Da sah er Stifte, Noten liegen,
das passte meinem wilden Spatz!

Er knackte Stifte in zwei Teile,
zerriss voll Lust mein Schreibpapier,
und dann nach einer kleinen Weile
flog er zufrieden noch zu mir.

Auf meinen Achseln liess er fallen,
was jeder Vogel fallen lässt.
Auch Haare picken hat gefallen –
Mein Kopf hielt er wohl für sein Nest …

Nun riss er auch die Vorhangschnur,
mit scharfem Schnabel von der Decke.
Zerhackte sie auf seine Tour
und schrie so laut, dass ich erschrecke.

So kann es doch nicht weitergehen!
Es musste eine Lösung geben.
Doch Käfig’ sollt er nie mehr sehen –
Heut lebt er froh sein Vogelleben.

Er fliegt und liebt im Stadtgehege,
als richt’ger, schöner Papagei,
da hat er Luft, Freiheit und Pflege –
Ich sah ihn oft, ging ich vorbei …

Ich rief ihn dann mit seinem Namen.
Er schaut’ zu mir, doch wusst’ ich nicht,
weil so viel Leute täglich kamen,
ob er noch kannte mein Gesicht.

© 04/2008 Artur Beul, Zollikon.