Franz Lehár war ein stiller Mann
und sehr konventionell gekleidet.
Man sah ihm sein Talent nicht an;
dem Landmann glich er, der Vieh weidet.
Ich kannte ihn in späten Jahren.
Er wohnte hier im „Baur au Lac“.
Oft rief er an, ich sollt ihn fahren.
Ich bin bereit, heut’ ohne Frack
ins Studio zum Dirigieren.
„Lieber Kollege, geht’s bei Ihnen,
könnten Sie mich jetzt hin chauffieren;
man wird uns dort mit Tee bedienen.“
Die Taxis mochte Lehár nicht.
Er fragte meist, ob ich ihn fahre.
Den Hut zog er tief ins Gesicht,
der deckte seine siebzig Jahre.
Ich fragte ihn einmal bescheiden,
welch Lied von ihm sein liebstes ist.
Eins mochte er besonders leiden,
das er einst schrieb und nie vergisst:
„Immer nur lächeln und immer vergnügt…
– doch wie’s da drin aussieht, geht niemand was an!“
Mehr sagt er nicht, doch dies genügt;
schade, dass er’s nicht singen kann.
Dann stellt’ ich nie mehr solche Fragen.
Er mocht’ Gespräche nicht beim Fahren,
nichts über seine Musik sagen,
womit man ihn bedrängt seit Jahren.
Einmal gab er mir unerwartet
ein Selbstportrait, dies handsigniert;
ich hab das wirklich nicht erwartet.
Er hat ’s mit Kuss mir offeriert.
Nun steht dies Foto am Kamin.
Franz Lehár sieht mich täglich an.
Die Autofahrten einst mit ihm,
bis heut ich nicht vergessen kann.
Ich hab im Ohr noch seine Worte,
auch seine Melodien, rein und klar.
Ich wünsch ihm Ruh an jenem Orte,
wo er nun ausruht, … Franz Lehár.
© 02/2008 Artur Beul, Zollikon.