Das Trio Geschwister Schmid namentlich Werner (* 19. Mai 1926; † 1. Mai 2008), Willy (* 29. August 1928; † 11. Oktober 2013) und Klärli (* 13. August 1917; † 1978 in Hägglingen) waren in den 1940er- und 1950er-Jahren bekannte Schweizer Gesangsinterpreten. Sie gelten als die ersten Schweizer, die auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik internationale Bedeutung erlangten.
Wie ich das Gesangstrio Geschwister Schmid kennenlernte
1935 war’s. Ich war Schullehrer im Dörfchen Willerzell am Sihlsee. Im Zürcher Corsotheater spielte das berühmteste Orchester «Teddy Stauffer und seine Original Teddies», mit den drei damals noch ganz jungen Geschwister Schmid. Die sangen aus dem Film «S’ Margritli und d’ Soldate» das «Lied Margritli» (den Jodel eingangs des Liedes haben sie übrigens selber kreiert) und «Ich han en Schatz am schöne Zürisee». Durch diesen Film wurden diese Lieder auch sehr populär und natürlich auch deren junge Sänger Klärli, Willy und Werner Schmid.
Übrigens, was viele nicht wissen: Diese beiden Lieder schrieben Buddy Bertinat und Jack Trommer, die beiden Pianisten. Teddy Stauffer liess sie jedoch auf seinen Namen registrieren (damals gab es die Suisa noch nicht). Er war stets ein guter Geschäftsmann. Ich vermute mehr Impressario als Musiker.
Die eben genannten beiden Pianisten des Orchesters waren auch dessen Arrangeure. Ich selber kannte Teddy Stauffer nicht, denn kurz nach meinem Besuch im Corso verliess er unerwartet sein Orchester und reiste nach Acapulclo, wo er bis zu seinem Tode lebte. Die Musiker aber führen das berühmte Orchester weiter.
Mama und ich waren von den drei jungen Sängern sehr begeistert und ich schrieb an sie einen kurzen Brief mit der Bitte um ein Autogramm. Stattdessen schrieben mir die Drei, sie kämen nächstens für einen Urlaub nach Einsiedeln. Dann könnten wir uns ja treffen und uns ausführlich über das Thema Musik unterhalten.
So kam es dann zu Begegnung im Klosterdorf. Das Trio interessierte sich vor allem für meine Lieder, die ich ja als Schullehrer für meine Kinder schrieb, denn sie gingen ja nebenbei im Hägglingen selber noch zu Schule und brauchten Lieder, die zu ihrem Alter und auch zu ihrer Stimmlage passten… Und einige solche fanden sie in meinem Pult: «Siebe chliini Entli», «Lusbueb», «Stägeli uuf, Stägeli ab». «Übre Gotthard flüged Bräme», «Mir zwei undrem Rägeschirm» etc.
Und dann entdeckten sie plötzlich mein erstes Lied «Am Himmel staht es Sternli z’ Nacht». Das wollten sie als erstes mitnehmen und auch gleich bei den nächsten Plattenaufnahmen singen. Selbst nach 70 Jahren kennt man dieses, mein erstes Lied, das des Trio Geschwister Schmid, noch. In den nächsten zehn Jahren haben sie ungefähr 80 Lieder von mir auf Schallplatte gesungen.
Meine Mutter lag zu dieser Zeit gerade im Sterben und die Geschwister fragten mich, ob ich nicht meinen Lehrerberuf aufgeben und sie als Pianist und Komponist begleiten wolle.
Ein schwerer Entschluss für mich, denn ich verdiente damals 200 Franken im Monat und in der Musikbranche war ich noch nicht zuhause. Aber ich vollzog diese Entscheidung und wurde während zehn Jahren ihr ständiger Begleiter.
Nach dieser Zeit erhielten die Schmids ein Engagement in den USA für ganze fünf Jahre. Sie hiessen dort «Trio Shmeed». Ich, ein Heimwehschweizer, wollte nicht so lange von zuhause weg, von meinem Haus, meinem Hund sowie von meinen vielen andern Interpreten, für die ich ebenfalls Lieder schrieb. Es war ein schwerer Abschied von den Dreien, doch sie nahmen viele meiner Lieder in die USA mit, wo sie diese auf Englisch interpretierten. «Nach em Räge schiint Sunnte», welches dem Trio damals nicht gefiel, war aber in den USA schon, von den Andrews Sisters gesungen, bekannt und für fast ein Jahr in den dortigen Charts. Jetzt sangen es natürlich auch die Shmeeds als ihr Paradelied. Ich selber arbeitete inzwischen fleissig für das Gesangsduo Marthely Mumenthaler und Vrenely Pfyl und andere.
Als das Trio nach fünf Jahren zurückkehrte, war ich bereits Pianist und mit Lale Andersen verheiratet. Die grosse Zeit der drei Geschwister Schmid schien vorbei. Sie waren nicht mehr wie einst die drei herzigen Kinder vom Lande und hatten viele englische Lieder im Repertoire. Klärli und Willi Schmid heirateten beide und das Trio löste sich allmählich auf. Klärli starb bereits mit 60 Jahren an Herzversagen.
Die zehn Jahre mit dem Trio waren sehr erfolgreich und unterhaltend. Wir waren viel unterwegs und lernten eine menge Leute kennen. Ich möchte noch erzählen, dass mich Willy Schmid als junger Bub einst bat, seinen Aufsatz für die Schule zu schreiben, um so gute Noten für die Schule zu bekommen. Dies erwartet er von mir als Lehrer und ich tat es auch gerne. Willy war der lustigste, bühnengewandteste von allen und hatte auch etliche Mädchenaffären und Liebschaften. Eine davon wurde seine heutige Frau, mit der er eine hübsche Tochter hat und diese hat ihn zwischenzeitlich auch schon zum stolzen Grossvater gemacht. Werner Schmid lebt zurückgezogen, irgendwo in Zürich.
© 03/2008 Artur Beul, Zollikon.
Hallo Artur,
ich kenne Werner persönlich nur aus der Zeit vom Goldenen Schuss, dem
Musical Hair und Anatevka, und den Aufnahmen “Ring der Nibelungen” mit den Prager Symphonikern in Nürnberg im Colloseum-Studio. Ich habe in meinem bisherigen Leben keinen Menschen erlebt, der im komplexen Nachkriegs-Deutschland mit unvorstellbaren Energie sozialkritische Themen angefasst und realisiert hat, als grosser Künstler, Geschäftsmann und Entertainer, wird er all denen, die ihn kannten, unvergesslich bleiben. Es ist mir deshalb eine besondere Freude, hier den Weg der Geschwister Schmid durch die Beschreibung von Artur Beul kennenzulernen. Ich bin davon überzeugt, dass Artur für die musikalische Entwicklung des Gesangstrios von ausschlag-gebender Bedeutung war. Er hat ihnen das Rüstzeug verpasst, das für den internationalen Erfolg notwendig war. Wenn es darum geht, einen Kommentar abzugeben, kann ich dazu nur sagen – Artur – gelungen, und zwar deshalb, weil es auch mein Stil ist, so zu schreiben, wie es einem aus dem Herzen kommt, und von der Feder aufs Papier fliesst.
Ich habe heute durch einen Beitrag im Internet rein zufällig erfahren, dass Frau Christine Lather, Sängerin, bei Dir für ein Musical über die Geschwister Schmid brauchbare Informationen erhalten hat, und falls ich eines Tages die Gelegenheit bekommen werde, es hören, oder gar zu sehen, dafür herzlichen Dank. Der gilt natürlich auch Werner und Willy, die dazu ihr Einverständnis erklärt haben und man sollte das wohl im Kindli feiern mit guten Schweizer Spezialitäten und einem Musikstück von Artur Beul
Herzliche Grüsse
Robert Peter Stundl
Margarita/Venezuela
(Stundeli)