Lale Andersen (* 23. März 1905 im damaligen Lehe, jetzt Bremerhaven-Lehe; † 29. August 1972 in Wien; eigentlich Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg verehelichte Beul) war eine deutsche Sängerin und Schauspielerin. Weltberühmt wurde sie durch das Lied Lili Marleen.

Wie ich die Sängerin Lale Andersen kennenlernte

Lale und Artur in Nizza 1969

Das Lied und die einmalige Stimme von Lale Andersen, kannte ich längst vom Radio her.
Jeden Abend wurde sie vom Radio Belgrad gesendet. Lale selber war persönlich nie in Belgrad. Es war immer die Schallplatte, die man hörte. Übrigens: Lale Andersen hat 8 Jahre unter dem Namen Liselotte Bunnenberg am Schauspielhaus Zürich als Schauspielerin Theater gespielt, bevor sie die berühmte Interpretin und Sängerin wurde, die noch heute viele kennen. Andersen als Künstlername entstand erst später und vor allem auch deswegen, weil sie die Märchen des berühmten Dichters Hans Christian Andersen sehr mochte.

Ich war in der Schweiz mit meinen vielen Liedern längst bekannt. Meine damaligen Interpreten waren vor allem die drei Geschwister Schmid und das Gesangsduo Marthely Mumenthaler und Vrenely Pfyl.
Eines Tages rief mich der Direktor meiner Plattenfirma an, Herr M. Rosengarten und fragte mich, ob es mir möglich sei, für ein paar Aufnahmetage die berühmte Sängerin Lale Andersen in mein Haus aufzunehmen. Es war eben die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, wo jeder Deutsche DM 60 vom Staat bekam. Lale hatte alles verloren. Ihr Geld, ihre schöne Wohnung in Berlin. Aus diesem Grunde musste sie sofort wieder Arbeit suchen – aber wo?
Die Aufnahmestudios sowie deren Apparaturen in Deutschland waren zerstört. Sehr viele Künstler wandten sich an die Schweiz, wo sie hofften, wieder Plattenaufnahmen machen zu können. Es kamen sehr viele, unter anderem auch Hans Albers, ein Freund von Lale.

Kurz nach dem Telefonanruf meines Direktors, stand die berühmte «Lili Marleen » vor meiner Haustüre, mit einem billigen Kartonkoffer in der Hand und sehr armselig gekleidet. Sie bezog das mittlere Zimmer im oberen Stock meines Hauses und hat es später zu einem richtigen Lale Andersen-Wohnnest eingerichtet, mit nordischem Charakter. Z.B. liess sie sich vom Schreiner in Zollikon ein Himmelbett anfertigen. Es war ihr Heiligtum, in das nicht einmal Fans hineinsehen durften. Sogar ein Strauss Nordseeschilf stand in der Ecke, in einer Vase, mit Sand aus der Nordsee gefüllt.

Lale blieb einige Tage in Zürich und nahm auch einige meiner Lieder auf. Lale hat von mir insgesamt 18 Lieder auf Schallplatte gesungen. Zwei davon sogar auf Schweizerdeutsch: «Am Himmel staht es Sternli z’ Nacht» und «Schwyzerdütsch».
Wir sassen viel am Klavier, arbeiteten an den Liedern und verstanden uns persönlich wie auch musikalisch sehr gut. Dann ging Lale wieder auf Konzerttournee. Wir blieben aber immer brieflich in Kontakt.

Nach zwei Jahren haben wir in Zollikon eine Ehe abgeschlossen (Ilse Werner war Trauzeugin und Lale wurde somit Doppelbürgerin von Deutschland und der Schweiz), die 24 Jahr hielt, bis zu Lale’s Tode 1972. Lale fand die Schweiz deswegen angenehm, weil sie u.a., im Gegensatz zu Deutschland, nur selten von Fans um ein Autogramm gebeten wurde.

Man fragte mich oft, ob unsere Ehe immer friedlich war oder ob es ab und zu auch Streit gab in all den vielen Jahren. Klar, bei musikalischen Diskussionen gab es hie und da Dispute, allerdings mit positivem Ausgang. An sonstige, private Streitereien kann ich mich jedoch nicht erinnern. Nur einmal ging Lale ziemlich wütend in ihr Zimmer hinauf. Weshalb weiss ich leider nicht mehr. Sie schrie dabei: „Schliesslich bin ich ein Star!“ und knallte die Türe hinter sich zu. Sofort ging ich auch nach oben, klopfte an ihre Zimmertür und schrie ebenfalls: „Ich bin auch ein Star!“. Da ging die Türe auf, Lale umarmte mich und wir lachten beide herzlich über unser dummes Verhalten. Und wenn man dem so sagen kann, war dies wirklich der einzige Streit, den wir je hatten.

Dass Lale auf der Nordseeinsel Langeoog ein sehr grosses finnisches, strohbedecktes Haus besass, das wissen wohl alle. Hinter dem Haus liegt der kleine Dünenfriedhof, wo sich auch Lale seit 1972 von ihrem turbulenten Leben ausruht. Ihr einstiges Wohnhaus mit grossem Hof, ist heute ein Kaffeehaus und heisst immer noch, wie zu Lale’s Zeiten, «Sonnenhof». Sie liebte die sandigen Dünen hinter dem Haus und das ewig singende Meer, welches Lale Andersen in vielen Liedern besungen hat. Zwei davon von mir, möchte ich dabei erwähnen: «Die Fischer von Langeoog» und « Hey, hast du Feuer Seemann?». Lale’s Lieblingslied von mir war jedoch «In unserem Garten blühen Rosen». Ich besitze noch heute ein eingerahmtes Notenblatt davon – mit einer gepressten Rose aus jener Zeit, in der dieses Lied entstand. Und so kam es zu diesem Lied: Ich schrieb Lale, als sie mal wieder für längere Zeit unterwegs war, sie solle doch möglichst rasch nach Hause kommen, noch bevor die ganze Blumenpracht im Zollikergarten verblüht ist. Ganz entzückt von meinen Zeilen schrieb sie zurück: „Bitte mach aus diesem Brief doch ein Lied für mich“. Und so entstand «In unserem Garten blühen Rosen».

Auch mit Lale’s drei Kindern hatte ich ein sehr gutes Verhältnis. Der älteste Sohn Björn war oft bei uns zu Gast, wie auch wir bei ihm in Garmisch. Er verstarb leider vor einigen Jahren. Früher als Lale’s jüngster Sohn Michael noch Ledig war, kam auch er oft nach Zollikon. Die Tochter Litta heiratet nach Kanada. Ich habe sie erst später bei der Beerdigung von Lale kennengelernt.

Lili Marleen

Ich habe drei Jahre lang Lale Andersen als Pianist und Komponist auf Konzertreisen begleitet. Und immer am Ende einer Vorstellung tobte das Publikum und schrie unaufhörlich: „Lili Marleen“! Bis Lale es schlussendlich anstimmte. Dann wurde es mäuschenstill. Unser kleiner Bostonterrier «Arca», reiste immer mit und vielleicht singt auch er heute im Hundehimmel das unsterbliche Lied «Lili Marleen», welches er so oft gehört hat.
Mir ist dieses Lied in Fleisch und Blut übergegangen. Es ist ein Lebensabschnitt von grosser Bedeutung für mich. Von Lili und Marleen hat selbst der Autor nichts mehr gesagt und ich glaube, dass er sie aus den Augen verloren hat. Ob die beiden Damen noch leben? Sehr wahrscheinlich nicht mehr. Hans Leip starb 1983 im Kanton Thurgau. Ich werde oft gefragt, ob ich das Lied Lili Marleen geschrieben habe. Meine Antwort: Hans Leip schrieb dies Lied im Jahre 1915, ….in meinem Geburtsjahr. Somit dürfte wohl alles klar sein.

Die beiden Autoren des Liedes Lili Marleen, Hans Leip und Norbert Schultze, kannte ich persönlich noch. In der Zwischenzeit sind beide leider verstorben. Hans Leip hat mir das ganzen Lili Marleen-Liedertext von Hand aufgeschrieben und mit einer ganz persönlichen Widmung versehen. Längst hängt das Original über meinem Bett, als Erinnerung an alle Beteiligten an diesem einfachen, aber überaus erfolgreichen Liedes.