Ich seh vor mir zwei Rosen stehn,
die sind bestimmt nicht aus dem Garten.
Ich hab sie zwar auch schon gesehn,
es sind zwei kleine, fremde Arten.
Ich war vor über dreissig Jahren
zehn Jahre an der Côte d’Azur.
Jetzt ist mir klar, woher sie waren,
sie nennen ihre Herkunft mir:
„Wir kommen aus dem Renoir-Park,
dort gibt es nur noch diese Art
und alte Bäume, dick und stark.
Lavendel duftet hier so zart.“
Und an dem Haus von Renoir,
da blühen viele, kleine Rosen.
Ihr Name „Auguste Renoir“ war,
stolz neben all den andern Grossen.
Fast jeden Tag ging ich zum Ruh’n
unter Olivenbäume Schatten,
hier haben Augen nichts zu tun,
nur solche wie sie Renoir hatten.
Im alten Renoir-Provencehaus
war ich ein Freund bei der Verwaltung,
da ging ich täglich ein und aus,
als häuf’ger Gast voll stolzer Haltung.
Doch nach zehn Jahren wollt ich heim,
es zog mich in mein Haus zurück.
Ich müsste ja kein Schweizer sein,
der findet nur daheim sein Glück.
Man grub mir eine Rose aus,
damit sie blühen soll im Garten
in Zollikon, bei meinem Haus.
Sie blüht noch heut, wie alle Arten.
Für mich ist sie die Königin,
ein Lebensabschnitt schöner Zeit.
Nach Süden komm ich nicht mehr hin.
Ich bin zu alt, – der Weg zu weit.
Doch Renoir-Rosen trösten mich
mit ihrem Duft vom Mittelmeer,
sie sagen ’s Gleiche wie auch ich:
Das Schöne ist und kehrt nicht mehr!
Die Renoir-Rosen blüh’n längst hier.
Auch sie sind fremde hier im Land.
„Wir sind doch Freunde, glaube mir,
berührt mich zärtlich mit der Hand!“
© 06/2008 Artur Beul, Zollikon.
Sehr geehrter Herr Beul!
Das Gedicht ist Trost für so manche Seele. So manchen älteren Herrschaften und auch jüngeren Menschen würde es Trost spenden. Kann das Gedicht (die Gedichte) nicht wöchentlich im Tagblatt der Stadt Zürich veröffentlicht werden (auch in der NZZ, im Tagi)? Sie könnten dann immer eine Resonanz der Leserschaft erhalten, die auch wieder teilweise veröffentlicht werden könnte. So kämen Sie wieder durch emails und evtl. Briefe in Kontakt mit alten Freunden oder älteren und jungen interessanten Menschen – und Ihre erfrischenden, schönen Gedichte könnten wieder tausende von Menschenherzen erfreuen. Die menschliche Natur, das Grundbedürfnis des Menschen nach Liebe, Geborgenheit in trauter Umgebund, Verständnis-Verstehen, ändert sich trotz Computer und Technik zum Glück nie … Deshalb werden Ihre schönen Gedichte und Lieder ewig leben …
Herzliche Grüsse
Ihre
Marianne Grob
PS. Pet(er) hat mir das Gedicht vorgelesen. In der letzten Strophe isch dää 20ger noch nicht so recht gefallen (Verse 3 und 4). Fragen Sie Pet. Ich habs kurz erwähnt, wo ich perplex war. Vielleicht muss es so sein. – Dies dürfen sich allerdings die grossen Dichter gestatten! Bei uns geöhnlichen wäre die Syntax schlicht und einfach unkorrekt.