Beim Schlagerkomponisten auf Besuch

Aus der „Schweizer Musiker Revue“, 1944 (Heute Alpenrosen)

Treten Sie nur ein, meine geschätzten Leser. Aufgeräumt ist zwar noch nicht, und abgewaschen auch noch nicht, das Bett liegt noch offen und die leeren Likörgläser vom gestrigen Besuch stehen auch noch da. Aber wenn Sie nicht kleinlich sind, dann hat das ja nichts zu bedeuten.
Sie wollen mich also besuchen, um zu sehen, wie ein Schlagerkomponist lebt, und was er so den ganzen Tag tut.
Hier liegt der offene Band „Gertrud“ von Hermann Hesse, den ich schluckweise, wie Medizin einnehme. Ja, ich lese gern und viel, denn die Ideen eines andern Menschen regen an und verhüten einseitiges Denken. Als Schlagerkomponist muss man sehr vielseitig sein, man muss rasch denken und sehr aufnahmefähig sein. Die Augen muss man offen halten, wo man geht und steht. Aber auch die Ohren, die man so viel wie möglich putzen muss. Nichts darf einem entgehen, was irgendwie zur Bearbeitung interessant wäre. Ein neues Schlagwort, ein geeignetes Wort auf einem Reklameschild. Ja oft der Pfiff eines Vogels kann anregend sein, und Ursache werden für eine neue Komposition.

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