Die Gemeinde Lachen ist Otto Gentsch zu grossem Dank verpflichtet. Ihm, dem treuen Bewahrer heimatlichen Brauchtums und dem eifrigen Sammler der Werke einheimischer Kunstschaffender, ist es gelungen, über 50 Gemälde der bei den Kunstmaler Marius Beul und Hermann Beul sowie einen Teil des künstlerischen Nachlasses des Liederkomponisten Artur Beul in die Heimatgemeinde Lachen zurückzubringen. Dreiunddreissig Bilder in Oel, Aquarelle und Bleistiftzeichnungen von Marius Beul sowie dreizehn Portraits, Oelgemälde und Bleistiftzeichnungen seines Sohnes Hermann Beul haben zunächst einen vorläufigen Standort im Gebäude der Alterswohnungen gefunden, wo die Beul-Sammlung auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Unter den Bildern befinden sich auch eine Tuschzeichnung des Komponisten Artur Beul sowie als besondere Rarität das älteste Portrait aus der Familie Beul, den 1741 geborenen Alois Beul darstellend. Der künstlerische Nachlass des auch international bekannt gewordenen Liederkomponisten Artur Beul, des Sohnes von Kirchenmaler Hermann Beul, befindet sich derzeit in Bearbeitung durch Otto Gentsch. Das Ausstellungsgut ist bereits im Besitze der Gemeinde Lachen. Otto Gentsch hat zugunsten von Lachen durch den Aufbau der Beul-Sammlung eine äusserst fruchtbare Tätigkeit entfaltet, die nun durch die Zusammenstellung des künstlerischen Nachlasses von Artur Beul vervollständigt wird. Lachen kam dadurch zu einer Kunstsammlung von hohem Wert. Wir danken Otto Gentsch dafür und freuen uns, in dieser Festgabe Gelegenheit zu haben, die Künstler aus der Familie Beul biografisch festhalten zu dürfen.

Lob des Herkommens

Die «Böyll» waren ehemalige Hofleute zu Pfäffikon. Hans Böyll war 1553 Einsiedler Stiftsammann im Hofe Pfäffikon. Vogt Heini Böyll, ein Hofmann von Pfäffikon, stiftete 1590 die St. Katharinenkapelle, die 1781 aber dem Strassenbau weichen musste. Ein Felix Böül war 1614 Gerichtsschreiber; 1631 wird ein Hans Petter Böül als Untervogt im ehemaligen Bezirk Pfäffikon erwähnt. Dieses alte Höfnergeschlecht ist heute nur noch in der March vertreten. Die Beul sind Mitglieder der Genossame Schillingsrüti. Heimatgemeinde der Beul ist Lachen. Träger des Namens Beul gibt es in der March kaum noch zehn. Nach einem alten Grabstein in Lachen hat das Beul-Wappen auf rotem Untergrund ein silbernes Kreuz mit einem goldenen Dreiberg, sowie als Zutaten zwei Bourbonenlilien, die Sonne und den Mond.

Zwei Kunsthandwerker

Das Geschlecht Beul hat der March eine ganze Reihe von Kunsthandwerkern und Künstlern geschenkt. Bekannt ist uns der Lachner Goldschmied Franz Leonz Beul (1780 -1856), der später nach Uznach übersiedelte und sich dort erfolgreich als Goldschmied betätigte. Das Landesmuseum verwahrt von Goldschmied Beul herrlichen Trachtenschmuck aus dem Kanton Schwyz. Auch Josef Michael Beul (1807 – 1876) war Goldschmied und als Kunsthandwerker in Lachen tätig. Er vergoldete seinerzeit die beiden kleinen Kuppeln und Kreuze auf den grossen Turmkuppeln der Lachner Pfarrkirche. Auch von Josef Michael Beul befinden sich Goldschmiedearbeiten im Schweizerischen Landesmuseum.

Pater Leopold Beul

Bekannt ist der derzeitigen Generation sicher noch Alois Beul (1886 -1955), welcher als Pater Leopold während über 20 Jahren als Gymnasiallehrer und Stiftsorganist im Benediktinerkloster in Engelberg wirkte. Pater Leopold Beul war ein Musiker und Organist von seltener Begabung. Er spielte auch Violine, Cello, Flöte, Harfe und Klavier. Im Laufe der Zeit bildete sich Pater Leopold Beul zum bedeutenden Experten des Orgelbaus aus. Zum Jugendfest 1923 in Lachen schrieb Pater Leopold die Musik zum Theaterstück «Bilder aus der Geschichte der Heimat».

Kunstmaler Marius Beul

Zur Lachner Kulturszene des letzten Jahrhunderts gehört zweifellos der 1849 als Sohn von Spenglermeister Johann Anton Beul geborene Josef Marius Beul Diethelm. Marius Beul ging in Lachen zur Schule und genoss dabei Zeichenunterricht beim damaligen Kunstmaler und Portraitisten Georg Anton Gangyner. Danach begann er in Wädenswil eine Lehre als Dekorationsmaler und bildete sich in Paris und an der Kunstakademie in München weiter aus. Studien und Arbeitsaufenthalte führten den Künstler in viele Länder Europas und vor allem nach dem Vordem Orient. Marius Beul arbeitete in Italien, Wien, Budapest, später in Istanbul, Kairo, Jerusalem, Baalbek, Damaskus und Bethlehem. Dort war er auch als Illustrator für europäische Zeitschriften tätig. Als er in die Schweiz zurückkehrte, arbeitete Beul in Bern. Ende der Sechzigerjahre berief man ihn nach Lachen, um bei der Restauration der Pfarrkirche mitzuhelfen. Von ihm stammten die 1969 bei der Innenrestauration wieder entfernten Malereien im Chor der Kirche, an den Seitenwänden der Sakristei und der Beichtkapelle. Es waren Motive aus dem Heiligen Land, wo Marius Beul Jahre künstlerischen Schaffens verbrachte. Marius Beul war auch beteiligt bei den dekorativen Malereien in den Kirchen Rapperswil, Reichenburg, Rorschach, Mels, Rebstein, Wohlenschwil und auch der Kapelle im Ried in Lachen. 1888 zog Marius Beul nach Zürich und eröffnete ein eigenes Atelier mit zeitweise über 30 Beschäftigten. Seine Arbeiten richteten sich nun mehr auf Monumentalbauten und Villen aus. In dieser Zürcher Zeit entstanden seine vielen Staffeleibilder: Blumen, Landschaften, Portraits. Kunstmaler Marius Beul starb 1914 65-jährig in Zürich. Seine letzte Ruhestätte fand er in Lachen.

Kirchenmaler Hermann Beul

Kunstmaler und Kirchenmaler Hermann Beul- Treichler (1878 – 1918) war ein Sohn von Kirchenmaler Marius Beul und der Fridolina Diethelm. Hermann Beul besuchte die Schulen an seinem Heimatort Lachen. Danach ging er an die Kunstgewerbeschule Zürich und studierte später an den Kunstakademien in Berlin und Karlsruhe. Ein längerer Studienaufenthalt in Florenz vervollkommnete sein meisterliches Können. Danach trat Hermann Beul ins väterliche Geschäft ein und malte in kurzer Zeit über zwanzig Kirchen der Schweiz aus, beispielsweise Adliswil, Liebfrauenkirche Zürich, Vigens und Igels im Kanton Graubünden, Pfungen, Wohlenschwil, Gerliswil, Balsthal, Reichenburg, die Klosterkirche Frauental, die Kirche St. Oswald in Zug, die Kirche in Baar. Seine Mitwirkung steht auch fest bei der Renovation der Riedkapelle in Lachen sowie bei der Ausmalung der Hauskapelle des Bezirksspitals in Lachen. Sein letztes Werk war die Ausschmückung der Institutskirche Ingenbohl. Nebst der Kirchenmalerei galt sein Interesse der Landschaftsmalerei : vor allem malte er stilvolle Gebirgslandschaften aus dem Gebiete Einsiedeln und Ybrig. Nach einer schweren Krankheit starb Kirchenmaler Hermann Beul im Alter von nicht einmal vierzig Jahren in Einsiedeln.

Liederkomponist Artur Beul

Der letzte Nachkomme aus der Künstlerfamilie Beul ist der 1915 in Einsiedeln geborene und heute in Zollikon bei Zürich lebende Liederkomponist Artur Beul. Er ist der Sohn des Kirchenmalers Hermann Beul. Artur Beul ist «wohl der einzige Schweizer Schlagerkomponist mit internationalem Erfolg», schrieb ein Freund zu seinem 60. Geburtstag. Nach der Matura studierte Artur Beul an den Universitäten Freiburg und Zürich und schloss mit dem MitteIschullehrerdiplom ab. Dazwischen unterrichtete er zeitweise in Lachen und Si ebnen. Für seine Schüler schrieb er schon damals Gedichte und komponierte Volkslieder. Später lernte Artur Beul das damals bekannte Geschwistertrio Schmid kennen und war bald dessen Hauskomponist. Nach und nach kam eine Platte nach der andern mit Beul-Schlagern heraus: «Am Himmel stoht es Stärnli», «Mir zwei undrem Rägeschirm», «Stägeli uf, Stägeli ab, juchhe», «Nach em Räge schiint d’Sunne», um nur einige der damals bekanntesten Schweizerschlager zu nennen. Nach Kästners Vorlage «Drei Männer im Schnee» schrieb Beul die Operette «Rendez-vous im Schnee» und später die Radiooperette «Der Regenpfeifer». Zum Film «Weisses Gold» schrieb er die Filmmusik. Artur Beul gehörte auch dem Cabaret «Tutti Frutti» an. 1949 heiratete er die weltberühmte deutsche Sängerin Laie Andersen, die durch ihr Laternenlied «Lili Marleen» im letzten Weltkrieg bekannt wurde. Artur Beul reiste mit seiner Gattin, mit welcher er dreiundzwanzig Jahre verheiratet war, als musikalischer Begleiter zu allen Auftritten und Galaabenden. Als freier Komponist schuf Artur Beul hunderte von Schlagern. In den letzten Jahren widmete er sich immer mehr seinem Hobby, der Malerei, wobei er den Sommer meistens malend in Südfrankreich verbrachte. Die Gemeinde Lachen besitzt eine Tuschzeichnung «Südfranzösische Landschaft».
Otto Gentsch sammelte aber auch sehr viele Original-Liederkompositionen von Artur Beul und übergab der Gemeinde ein sehr gediegen aufgemachtes Lederalbum mit den wichtigsten biografischen Angaben und sehr seltenen Fotografien aus der Künstlerfamilie Beul. Der künstlerische Nachlass von Artur Beul wird dereinst in seiner Heimatgemeinde aufgehoben sein und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

Text: Kaspar Michel. Bearbeitung und Ergänzungen: Ralph Aebi, Wetzikon.