Abschied von Artur

Eine halbe Stunde vor Beginn der Abdankung am Donnerstagvormittag riss der graue Himmel über Lachen auf und ein blauer Fleck zeigte sich, wie wenn Artur zuschauen wollte, ob alles nach seinen Wünschen geriet…

Eine kleine Schar von langjährigen Begleitern Arturs versammelte sich auf dem Friedhof von Lachen, um den verstorbenen Freund auf seinem letzten Weg zu begleiten. Pfarrer Edgar Hasler fand die passenden Worte des Abschieds, die den Begleitern wohl in diesen Minuten gefehlt hätten. Still standen Freunde und Pfarrer nach Beendigung der Zeremonie, ihre Blicke auf den mit Blumen geschmückten Sarg gerichtet, als etwas Überraschendes geschah: Von fern ertönten Trompetenklänge; und es läuft mir jetzt noch fast kalt über den Rücken, wenn ich mich daran zurückerinnere. «Am Himmel staht es Sternli» spielte der unsichtbare Trompeter. Er selber war nicht zu sehen, nur die Töne schwebten zwischen den Bäumen heran und senkten sich weich über Turis letzte Ruhestätte. Dann war das Lied zu Ende, und der kleine Trauerzug verliess den Friedhof. Bis jetzt ist nicht bekannt, wer der unbekannte Musiker war, der Artur auf so eindrückliche Weise Adieu gesagt hat.

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Weihnächtliches zum Sommerbeginn

Adrian & Artur, 19. Juni 2009 (Foto: Ralph Aebi)Viele wissen nicht, dass Artur Beul neben seinen unzähligen Hits auch mehrere Weihnachtslieder geschrieben hat. Alle gehen gleich ins Ohr und man kann sie fast schon beim ersten Anhören mitsingen. Das älteste ist «Wänn de Schnee fallt im Dezämber» – ein wunderschönes, langes Lied und vor allem für Kinder schwierig zu singen, weil es anstrengend, ist den Spannungsbogen vier Minuten lang aufrecht zu erhalten.

Vor vielen Jahren habe ich dieses Lied einmal mit einem Kinderchor an einem Weihnachtskonzert aufgeführt. Ich weiss nicht mehr wie es dazu kam, aber zu Beginn des Refrains habe ich aus den ersten zwei halben Noten zwei Achtelnoten gemacht; die Kinder sangen die Wörter «Wänn de» schnell hintereinander, anstatt jedes einzelne betont, wie Artur aufgeschrieben hatte.
Nun, Artur hörte das Lied und freute sich darüber, dass wir es in das Programm aufgenommen hatten. Aber dann wurde es ernst: Die beiden ersten Noten des Refrains sollten unbedingt langsam gesungen werden!
Und er schlug mit einer Hand den Takt und sang es mir mehrere Male vor: «Wänn de Schnee fallt im Dezämber…». Jedes Mal, wenn ich dieses Lied höre, sehe ich Artur vor mir, wie er mir vorsang, wie die Stelle zu tönen hatte… Aber trotz der Achtelnoten: Es ist eine schöne Aufnahme geworden! Hören Sie selbst:

Wänn de Schnee fallt im Dezämber
Text & Musik: Artur Beul.
Interpreten: Kinderchor Zollikon unter der Leitung von Adrian Michael.

Artur spielt Klavier

Artur's KlavierBis 90 spielte Artur noch fast täglich auf seinem Klavier; immer noch dasselbe, das bemalte, an dem er seine grossen Erfolge komponierte. In den letzten drei Jahren spielte Artur nicht mehr, seine Finger mochten nicht mehr, und er habe in seinem Leben ja genug gespielt.

Aber neben ihm zu sitzen, zu hören und zu sehen, wie er spielte, das war jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Auch wenn er die Tasten vielleicht nicht mehr genau traf, brachten seine Hände immer noch den unverwechselbaren weichen ‚Beul-Sound’ hervor, der ihn von anderen Interpreten unterscheidet. Artur's KlavierEr nützte die ganze Breite der Tastatur aus, schwang sich durch die Tonarten und brauchte die Noten nur als Orientierungshilfe. Wenn er spielte, hüpfte seine linke Hand immer wieder von den Tasten zu den Noten hoch, um mir zu zeigen, wo er gerade spielte. Ab und zu wiederholte er eine Stelle. «Hör mal, das finde ich besonders schön», sagte er dann manchmal, bevor er weiter spielte und vielleicht leise den Text dazu sprach. Dann legte er die Noten zurück auf den Stapel zu den anderen Blättern und breitete sorgfältig die Decke mit den gestickten Katzen und Notenlinien über die Tasten. Das Klavier blieb immer geöffnet, auch wenn schon längst niemand mehr drauf spielte.