Ob auch der kleine Vogel dichtet,
der draussen auf dem Aste sitzt?
Ich hab ihn schon so oft gesichtet,
wenn er still schnattert so gewitzt.
An was mag er da wirklich denken?
Vielleicht an eine grosse Liebe?
Er möchte ein Gedicht ihr schenken,
dass er ihr singend heute schriebe.
Mag sein, er hat auch Liebessorgen.
Die Vogelkonkurrenz ist gross.
Denkt er, vielleicht find ich sie morgen
und wie erober’ ich sie bloss?
Er dichtet sicher vor sich hin
und braucht nicht Bleistift, noch Papier,
denn sein Gedicht bleibt in ihm drin.
Ihm geht das leichter wohl als mir.
Denn Dichten heisst, Themen erfinden.
Beim Vogel, so wie auch bei mir.
Gedanken gut zusammenbinden –
ich halt sie fest dann auf Papier.
Beim Vogel kann ich’s nicht erfassen,
das wird wohl stets ein Rätsel sein.
Der Vogel nimmt die Kunst gelassen.
Wer sieht schon in sein Köpfchen rein?
Ich glaube, dass er, wenn er singt,
will er, wie ich, auch wirklich dichten.
Ob ihm das Dichten auch gelingt,
wie mir beim Dichten von Geschichten?
© 04/2008 Artur Beul, Zollikon