Noch heute sagen manche Leute
mir freundlich in mein rechtes Ohr:
„Ich kenn Sie doch, ich weiss noch heute,
ich sang damals im Schülerchor.

Sie waren Lehrer, junger Lehrer;
wir Schüler hatten Sie so gern.
Sie hatten damals viel‘ Verehrer,
sie war‘n im Dorf der Mädchenstern.“

Die alte Frau lachte mich an
und gab mir ihre welke Hand:
„Oft gingen wir dem See entlang,
erklärten uns Berge und Land.

0ft in den Wald sind wir gegangen,
der schönen, vielen Pflanzen wegen;
auch haben Falter wir gefangen
auf bunten Blumen an den Wegen.“

Noch Vieles wollt die Frau erzählen.
Ich hört‘ nicht alles, was sie sagte,
doch Wicht‘ges konnt‘ ich noch draus wählen.
„Adieu, Herr Lehrer!“, sie noch wagte

zu sagen nach so vielen, vielen Jahren.
Das Schöne, dies vergisst man nicht.
Die Jahre, die so fröhlich waren
standen der „Alten“ im Gesicht.

„Marieli Kälin“, rief sie nach,
hatte zwei Zöpfe, blondes Haar;
„doch dies ist längst vergangne Sach‘,
bald werde ich ja achtzig Jahr;

Sie sind noch ein paar Jahre älter,
trotz Gehstock gar ein schöner Mann;
die Lebenslust ist bei uns kälter,
so fängt das Alter eben an!

Schon viele von den Schulkollegen,
die liegen dort im Friedhof drin.
Sie machten Halt auf ihren Wegen;
Ich wüsst heut gern, wo sind sie hin?“

Wer lebt noch heut aus jenen Tagen?
Für alle kommt die letzte Zeit.
Dann muss ein Jeder Abschied sagen.
Wir Alten sind dazu bereit!

© 06/2008 Artur Beul, Zollikon.