Wäre dieses kleine Haus
nicht mein selbst erbautes Haus,
würde ich es wohl gelassen
heut auf morgen schon verlassen.
Doch die voll behängten Wände –
Meine Bücher sprechen Bände.
Stolz zog ich ganz jung hier ein.
Stolz mein eigner Herr zu sein.
Immer neues kam dazu.
Deckten leere Wände zu.
Recht gemütlich sollt’ es sein.
Nur so pass ich selbst hinein.
Reiste viel als Komponist.
Sammelte, was wertvoll ist.
Hundert Puten sind’s geworden.
Kleine, grosse, farb’ge Horden.
Bilder von berühmten Meistern
fand ich toll, liess mich begeistern.
Und so war’s dann stets am Ende.
Vieles schmückt noch meine Wände.
Aus Paris, vom Marché au Puce*,
sind meine Gardinen, schwer aus Plüsch.
Sie ersetzen schwere Türen,
die vom Gang zum Schlafraum führen.
Auch die Lampen – es sind viele –
stehen da im Jugendstile.
Und auf dem Kaminrand klar,
steht ein Foto von Lehár.
Lale lächelt, als wär’s heute,
so wie andre Künstlerleute.
Cocteau-Bilder hat’ ich viele,
eingekauft bei ihm in Milly**,
wo sein kleines Schlösschen stand.
Nördlich von Paris, am Rand
eines Dorfes auf dem Land,
wo er Zeit und Muse fand.
Dort steht auch Cocteau’s Kapelle –
seine letzte Ruhestelle.
Cocteau hatte auch sein Haus.
Trotzdem liess der Tod ihn raus.
So wird es auch mir ergehen.
Wunder werden nicht geschehen!
Jeder liebt sein eignes Haus.
Doch damit ist einmal aus!
Hoff’, vielleicht hat Gott erbarmen.
Für die Reichen, wie die Armen,
hält er uns ein Haus bereit.
Drüben in der Ewigkeit.
Das muss gross, ja riesig sein,
denn da wollen alle rein.
Aber manche, die vermuten,
Gott lässt rein dort nur die Guten.
Herr, ich möchte nicht eitel sein,
doch ich glaub, mich lässt du rein.
* Flohmarkt in Paris
** Milly La Foret
(Geschrieben am 26. September 2006)
© 09/2006 by Artur Beul, Zollikon.