Was ist von meinem „Ich“ geblieben,
dies frag ich mich, bin ich alleine?
Schon neunzig Jahr‘, hab ich’s getrieben
das Lebensrad, das einzig meine.

An jedem Tag rollte das Rad.
Ich trieb es an mit meinen Händen.
Mein Wille war dafür parat,
mein Leben immer gut zu wenden.

Was ist von allem Tun geblieben?
Gott weiss es besser noch als ich.
Ich weiss, ich hab zuviel geschrieben,
zur Freude Anderer – auch für mich.

Ich war Arbeiter, nicht der Meister.
Das Lebensrad dreht sich oft schwer.
Mir halfen unbekannte Geister.
Heut fehlt die Kraft, vermiss sie sehr.

Doch was ist noch zurückgeblieben
von harter Arbeit am Klavier,
wo ich von Hand Lieder geschrieben?
Sie stehn gedruckt im Regal hier.

Was ist von meinem „Ich“ geblieben:
Ein alter Mann mit schwachen Beinen?
Dies ist kein Grund, mich nicht zu lieben.
Das Herz, dies zählt, würde ich meinen.

Ich bin gewachsen und zufrieden,
in all den vielen Lebensjahren.
Im Alter sind wir meist verschieden,
nicht stürmisch, wie wir früher waren!

Das Leben hat mich umgeformt.
Ich hoffe fest, es war zum Guten.
Gott hat es sicher aufgenormt,
dies will ich hoffen und vermuten.

Was ist von meinem „Ich“ geblieben?
Sehr Vieles hoff und glaube ich.
Das Meiste hab ich aufgeschrieben, …
und wer es liest, der kennt auch mich.

Den Rest weiss Gott, er kennt mein Leben.
Sein Urteil zählt für mich allein.
Ich werkte viel, trat oft daneben;
Gott wird ein gnäd’ger Richter sein.

© 02/2008 Artur Beul, Zollikon.