Als ich damals noch Lehrer war,
in Willerzell am Sihlseestrand,
da zählte ich kaum 30 Jahr,
als ich vor meinen Schülern stand.

Die freuten sich, … ein junger Lehrer,
der alte stand fern an der Grenze.
Ich hatte hier viele Verehrer,
die brachten mir oft Blumenkränze.

Ich war nicht nur ihr Vorgesetzter,
ich war ihr Freund zur gleichen Zeit.
Für mich war keiner Erster, Letzter.
Ich war für jeden stets bereit.

Erstmals ging ich mit Buben baden,
im Sommer, an den kühlen See.
Da kam der Pfarrer, zorngeladen:
„S’ ist ein Skandal, was ich da seh!

Sag, schämen Sie sich nicht,
vor diesen braven, jungen Knaben?
Denn sie verlieren ihr Gesicht.
Jetzt schnell anzieh’n, ins Schulhaus traben!“

Die Badehosen war’n noch nass.
Die Buben lachten still, verborgen.
Der Pfarrer ging voll Wut und Hass:
„Wir sprechen uns bei mir dann morgen!“

Dies war für mich der erste Streich.
Der Pfarrer zog die Sache weiter.
Ein zweiter Streich, der folgte gleich.
Die Schulbehörde lachte weiter.

Das Baden, auch mit Badehosen,
war beim Herr Pfarrer nicht beliebt.
So was tun nur die Sittenlosen,
die es im Dorfe hier nicht gibt!

Die Schüler plagten nun den Pfarrer.
In seinem Unterricht gab’s Unruh.
Für sie ein Plagegeist, das war er.
Sie schwatzten, hörten ihm nicht zu.

Mir ist trotz Pfarrers öftrer Klage,
von oben her nie was passiert.
Ich hatt’ mit Kindern schöne Tage.
Wir badeten ganz ungeniert.

Dann war der Krieg plötzlich zu Ende.
Der alte Lehrer kam zurück.
Für uns kam jetzt die schnelle Wende.
Dies war kein leichter Augenblick.

Der Abschied kam von Willerzell.
Die Kinder haben lang gewunken.
Das Leben macht ’s oft kurz und schnell.
Die Zeit ist dort im See versunken.

Die Lieder, die ich für sie schrieb,
sie kennt man noch nach vielen Jahren.
Man hat sie heute wieder lieb.
Lieb, wie sie Kindern damals waren.

© 02/2008 Artur Beul, Zollikon.