1935 (Fahrprüfung) – 2007 (Ausweis abgeben)
Soll ich weiter Auto fahren
und das Lenkrad noch bedienen?
Jetzt nach über 70 Jahren,
würd’ ich es doch noch verdienen.
Meine Augen seh’n noch gut.
Besser als mit einer Brille.
Ich behielt stets ruhig Blut.
Tat nie rasen und fuhr stille.
Unfall gab es nie im Leben.
Das verdank ich Dem da oben.
Ein paar Kratzer seitlich eben,
doch deshalb tat ich nie toben.
Sommerpneus und Winterreifen…
– nicht mal Musik wollt ich hören.
Keine Drogen, keine Pfeifen.
Vogelsang tat mich betören.
Alkohol, den trank ich nie,
weil er mir einfach nicht schmeckte.
Was noch alles, fragen sie?
Schokolade ich gern schleckte!
Soll ich s’ Fahren nun aufgeben?
Es fällt schwer, ein Ja zu sagen.
Alles endet mal im Leben.
Soll ich noch mein Auto fragen?
Meine Ärztin sagt wohl nein,
wenn ich sie um Rat befrage.
Besser ist’s, sie lassen ’s sein,
wird sie mir als Antwort sagen.
Damit schliesst sich dies Kapitel.
Tret’ zurück vom Autofahren.
Gebe ab den Fahrertitel,
nach so vielen, schönen Jahren.
Doch mein Auto bleibt bei mir.
Es gehört wie ich zum Haus.
Hab ja gute Fahrer hier,
diese führen mich nun aus.
Danke Gott für all die Jahre,
die mein Auto mir geschenkt.
Jetzt ich selber nicht mehr fahre,
weil ein Freund mein Fahrzeug lenkt.
© 11/2007 Artur Beul, Zollikon.
Für Artur Beul war es noch vor einem Jahr ein Graus, daran zu denken, den Führerausweis abgeben zu müssen. Für ihn bedeutete dieser stets Unabhängigkeit. Jedes Jahr im Herbst, war es für ihn Thema Nr. 1, ob er wohl ein weiteres Jahr sein Auto fahren dürfe. Nach dem seine Frau Pat seit über 2 Jahren nicht mehr bei ihm wohnt und im letzten Dezember sein Hund gestorben ist, sah er u.a. im Autofahren das Letzte, was ihm noch geblieben ist.
Gestern nun kam, wie immer jedes Jahr um diese Zeit, das Aufgebot des Strassenverkehrsamtes, zur Einreichung eines ärztlichen Zeugnisses. Und weil er nun schon seit längerem drei Personen um sich hat, die ihn regelmässig und tagtäglich herumchauffieren, ist er schlussendlich zur Ansicht gekommen, dass es wohl das Beste sei, den Ausweis abzugeben. Dies nahm er gestern sogleich auch zum Anlass, dieses Gedicht zu schreiben und heute Vormittag hat er mir es bereits diktiert.
Ein weiteres Kapitel in seinem Leben ist für ihn hiermit abgeschlossen. Gott sei Dank ein nicht so trübes!